Samstag, 13. August 2016

Blogstöckchen

Sie kursieren und informieren immer mal wieder: Die Blogstöckchen. Hinter diesem Konzept stehen eine Rehe von Fragen, die ein Blogger dem anderen stellt und die dann in einer für alle Welt lesbaren Form präsentiert werden wollen. Zwei schlugen auch bei mir ein.

Der eine stammt von Talasu, liegt schon seit März vor meiner Haustüre und wurde von mir erst jüngst bemerkt (wie gut, dass sie nicht schlecht werden). Ein zweiter Stock flog mir dieser Tage an den Kopf, mit voller Wucht und Absicht von Paul und Johannes vom Gedankenkompost geworfen. Ich werde die beiden Sätze an Fragen nacheinander abarbeiten und um Ende nur einen Fragenkatalog aussenden. Man möge mir verzeihen.


Zuerst zu den älteren Fragen.

1. Welches Rollenspielprodukt hat dich persönlich am meisten geprägt?

Das ist Das Schwarze Auge, denn damit habe ich damals angefangen und dem bin ich lange gewogen geblieben. Im Grunde bis heute, nur habe ich einfach nicht mehr die Muße mich mit dem Regel. und vor allem Hintergrundschwergewicht auseinander zu setzen.

2. Was ist die beste Regel, die dir je in einem Rollenspielsystem untergekommen ist, welches die schlechteste?

Eine einzelne beste oder schlechteste Regel? Es gibt so viele Regeln die mir gefallen nicht gefallen, aber ich habe nie eine Bestenliste gepflegt. Wenn ich es auf etwas einzelnes runter brechen sollte, dann ist die beste Regel in einem Rollenspielsystem, die mir je unter gekommen ist die, bei der man mit einem oder mehreren Würfeln eine Schwierigkeit erreichen oder übertreffen muss (dicht gefolgt von der Regel, dass man die Regeln im Zweifel seinem Spiel unterordnen soll und nicht umgekehrt). Die nutze ich heute noch in fast jeder Rollenspielsitzung.

Ich kann mich am besten Willen an keine einzelne schlechteste Regel erinnern, die mir je untergekommen ist. Obwohl es Regeln gab und gibt, die mir nicht gefielen oder gefallen.

3. Wenn du heute nochmal eine Spielrunde starten könntest, die inhaltlich und vom Stil her genau so läuft wie deine allererste, würde das funktionieren? Warum?

Meine allererste Rollenspielsitzung war für mich ein Treffen mit Freunden und mir war nicht so richtig klar, was ich da tat und worum es ging. Es hat mich nicht einmal neugierig gemacht, das kam erst etwas später. Aber ich habe mit Freunden und Freundesfreunden etwas spannendes machen wollen und das ist immer ein guter Aufhänger für neue Erfahrungen. Zum Inhalt kann ich nur sagen, dass es sich um das Abenteuer "Der Streuner soll sterben" handelte und ich mir, ohne den Titel zu kennen, einen Streuner entworfen hatte (oder hatte entwerfen lassen). Klar, um den ging es nicht. Aber ich erinnere mich, das ich mir anfangs sorgen machte...

Aber es gibt eine andere Anekdote, die nahe an der Frage stattfand. Es war mein erstes Shadowrun-Abenteuer. Ich hatte das Grundregelwerk gelesen und wollte leiten und versammelte unsere Runde (die bisher nur DSA zusammen spielte, MERS mal getestet aber für nicht gut befunden hatte) bei uns im Wohnzimmer.

Das Abenteuer ging ziemlich flott den Bach herunter. Der Auftraggeber, der Leibwächter für die berühmte Sängerin Maria Mercurial anwerben wollte, hatte Runner vor sich, denen die angebotenen Nuyen nichts reichten. Und ich war davon derart überrascht und verärgert, das Mr. Johnson auch nicht mit sich verhandeln ließ (zumindest nicht über das im Abenteuerband vorgegebene Maß hinaus - glaube ich). Also gab es kein Abenteuer, nur einen potentiellen Spielleiter, der sich darüber aufregte, das die Runner sich nicht an die Vorgaben hielten. Nun muß man sagen, das wir uns nicht unbedingt häufig stritten. Aber das Spielerlebnis als Ganzes war damals deutlich davon beeinflusst, das Spielleitung (DSA: Meister) und Spielrunde prinzipiell nicht auf der gleichen Seite waren.

Es hat also damals nicht funktioniert und es kann, muss aber heute nicht so funktionieren. Anstatt die Fronten zu pflegen, würde ich heutzutage nach Gemeinsamkeiten suchen und auf einen Konsens hinarbeiten.

4. Was vermisst du heute am Rollenspiel, was vor 20 Jahren (bzw. in den ersten Jahren, als du angefangen hast) noch anders und viel besser war?

Früher drehte sich in der Freizeit zeitweilig vieles bis alles um Rollenspiel. Meine erste Runde war ziemlich konservativ (DSA und Shadowrun, sonst nix), aber mit meiner zweiten Runde haben wir alles bespielt, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Fast jeden Tag getroffen, Wochenenden durch gemacht und später dann Cons in der ganzen Republik besucht. Das vermisse ich auf jeden Fall.

Heute habe ich weder die Zeit für so viel Rollenspiel, noch den Elan mich immer wieder mit neuen Regeln auseinander zu setzen (auch wenn die Neugierde noch immer da ist).

5. Welche Settings sind im deutschsprachigen Raum deiner Meinung nach völlig unterrepräsentiert?

Es gibt vermutlich Settings, die anderswo prominenter sind. Aber unterrepräsentiert im Sinne dessen, das ich mir mehr Präsenz wünschen würde, finde ich keines. Ich spiele, worauf ich Lust habe und in der Regel finde ich auch die Mitspieler. Ich bin auch nicht abhängig davon, wie weit verbreitet ein Rollenspiel oder ein Setting dabei ist.

6. Welches ist dein Lieblingswürfel und warum?

Einen Lieblingswürfel gibt es bei mir nicht. Ich werfe sie alle gerne. Zeitweilig kam ich mit W% oder mit W4 (vor allem mit W20+W4) nicht zurecht. Aber deswegen habe ich die Würfel nicht weniger lieb als alle anderen... ;)

Ich kann mich daran erinnern, das zu DSA-Zeiten der Ikosaeder der beliebteste unserer Würfel war. Ein Spieler hatte sich sogar einen goldenen geholt und diesen in einem eigenen kleinen durchsichtigen Kästchen verwahrt, gepolstert gebettet (vermutlich waren da vorher mal Ohrringe von Mutti drin oder so).

Wer hier öfters mitliest, könnte allerdings erraten, das ich aktuell am liebsten 4wF werfe.

7. Wenn es Pen&Paper Rollenspiele nicht geben würde, was hättest du mit der Zeit, die du in das Hobby investiert hast, gemacht?

Ich wäre vermutlich ein totaler Eigenbrödler und Einzelgänger geworden oder geblieben und hätte mehr gelesen und auch mehr PC-Spiele gespielt. Oder vielleicht etwas ganz anderes gemacht.

8. Gibt es einen Spielercharakter der dir in all den Jahren in Erinnerung geblieben ist? Warum?

Meine beiden ältesten Charaktere sind ein Rondrageweihter und ein Straßensamurai. Das waren meine Hauptfiguren aus der ersten Runde und die gibt es sicherlich noch immer irgendwo. Gestorben sind sie nie, nur an den Nagel gehängt worden (wobei der Straßensamurai mehrere Inkarnationen erfahren hat).

Und dann ist da noch mein Earthdawn-Krieger, der nebenbei auch meine ersten Schritte im Internet begleitete (damals unter loewenklaue.de), weil ich dessen Tagebuch und andere Dinge nach und nach veröffentlichte.

Und dann sind da noch die Figuren all der anderen Spieler, an die ich mich erinnere... Es waren eben einfach die ersten und prägensten Figuren in meinem Rollenspielleben.

9. Gibt es einen Nichtspielercharakter der dir in all den Jahren in Erinnerung geblieben ist? Warum?

Das sind tatsächlich die Charaktere, mit denen ich es am meisten zu tun habe, da ich in den letzten 10 oder so Jahren fast ausschließlich leite. Dabei habe ich mich zeitweise bemüht, die SLC so zu führen, wie andere ihre Helden, z.B. bei unseren längeren Shadowrun-Kampagnen. Wenn ich an einen wichtigen SLC denke, der uns lange begleitet hat und den wir dann auch irgendwann endlich stellen durften, dann war das der Magier Hefera aus der Earthdawn-Kampagne, die mit Prelude to War beginnt. Was waren wir begeistert, als wir ihn endlich stellen konnten! 

10. Wird Pen&Paper auch in Zukunft noch den selben Stellenwert für dich persönlich haben?

Ein ganz großes Ja. Nicht nur, das ich immer noch ungebrochenen Spaß daran habe. Meine Jungs kommen mehr und mehr in ein Alter, wo sie mich auf vielen Reisen begleiten können - auf manchen haben sie es sogar schon.


Nun die eher "frischen" Fragen.

1. Über welche Einstiegsdroge bist du zu zum Hobby gelangt? Magic? Warhammer? DSA?

Jetzt habe ich die Antwort auf diese Frage tatsächlich schon vorweg genommen und quasi schon in Frage eins und drei des vorherigen Satzes beantwortet. Dennoch gibt es noch ein wenig mehr zu erzählen, was ich hier machen will.

Wenn man so will, war die Einstiegsdroge ins richtige Rollenspiel bei mir HeroQuest. Aus irgendeinem Grund sammelten sich ein paar Schüler um dieses Fantasy-Brettspiel und es dauerte nicht lange, da förderte ein Spieler statt einer weiteren Sitzung mit diesem Dungeoncrawler eine DSA-Box von Schmidt-Spiele zu Tage. Wir waren alle Feuer & Flamme.

Erzähle uns die Geschichte deines Nicknames.

Für meinen Blog benutze ich ja keinen Nickname, der Name des Blogs entspricht eigentlich noch immer dem von Anfang an gepflegtem Konzept, möglichst undogmatisch und unverkrampft an Rollenspiele heran zu gehen.

In Foren wie der Drachenzwinge oder dem Tanelorn-Forum verwende ich den Namen Oakenroot und der stammt aus meiner (kurzen) Zeit bei World of Warcraft, wo ich auf dem Server "Rat von Dalaran" (glaube ich) den Tauren Oakenroot spielte. Ich mochte und mag den Namen, der gleichzeitig etwas bodenständiges und mystisches haben sollte und habe ihn seitdem weiter verwendet. Inzwischen ist er soweit ins private gewuchtert, dass eine Freundin mir und meiner Frau zur Hochzeit seinerzeit ein eigenes Familienwappen erstellt hat, in dem eine Eiche eine wichtige Rollen spielt.

Naaa, stehst du auch so auf Würfel?

Es gab eine Zeit, da hätte ich das mit einem großen "JAAAAAAAA!" beantwortet. "Man kann niemals genug Würfel haben." Ich hatte verschiedene Sets, für verschiedene Rollenspiele und bei jedem Besuch im Rollenspielladen oder an einem der einschlägigen Stände auf Conventions wurden es mehr. Aber das ist lange vorbei und heutzutage sind Würfel für mich nur noch Werkzeug für mein Rollenspiel. Nicht völlig uninteressant und in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Symbol für unser aller liebstes Hobby. Aber welcher Art, Form, Farbe oder gar mit einem Mythos belegt... Ne.

Jetzt nach Pokémon Go, hättest du nicht auch mal Lust auf ein Pokémon-Rollenspiel?

Schwieriges Thema. Eigentlich hatte ich angenommen, dass Pokémon etwas für eher jüngere Menschen ist. Meine Frau hat dazu aber eine andere Einstellung und brachte ein Nintendo-Gerät mit in die Ehe, auf dem es auch solche Spiele gab.

Witzigerweise hat mich Niantic mit Ingress vor einigen Jahren erst zu Google Plus gebracht und auch wenn mich Ingress nicht lange fesseln konnte (es gab damals auch nur eine höchst inoffizielle Version für iOS), bin ich Goole Plus treu geblieben. Dem Pokémon-Go-Hype habe ich mich mangels Interesse einfach mal entzogen. Oder entziehen wollen. Nachdem aber meine beiden Jungs dermaßen begeistert davon sind und hier im Urlaubsort schon so manche Tour mit Mama gedreht haben was aber gerade heute nicht ging, weswegen sie total geknickt waren...  habe ich es mir vor wenigen Stunden installiert und bin mit ihnen um den Ort gezogen. Eigentlich haben sie gespielt und mich mitgenommen.

Um den Bogen zum Rollenspiel zu schließen: Nein, ich brauche kein Pokémon-Rollenspiel. Was nicht bedeutet, dass es das nicht geben muss.

Was war dein erhebendster Moment im Rollenspiel?

Ich muss gestehen, das ich zu solchen "One-Moment-in-Time"-Fragen meist wenig sagen kann. So auch hier. Es gibt tolle Spielsitzungen und auch mal nicht so tolle. Aber irgendwie speichere ich nie den besonderen Augenblick. Oder ich kann diese Augenblicke nie im Rahmen der Beantwortung solcher Fragen abrufen. Frag mich doch nochmal, wenn ich mit den Spielern meiner Runden über alte Zeiten schwadronieren kann...

Gretchenfrage: NAR oder GAM?

Musste ich gerade mal nachschlagen. Ich bin so gar kein Rollenspiel-Theoretiker und arbeite in der Regel aus dem Bauch heraus. Zu GAM tendiere ich auf jeden Fall gar nicht und neige eher zu NAR.

Wovon lässt du dich inspirieren?

Von absolut allem, gerne aber natürlich durch die von mir selbst konsumierten Medien. Bücher, Filme, Serien und vor allem Bilder und Musik.

Welches ist das verrückteste Rollenspiel, von dem du bisher gehört hast?

Vermutlich ist es FATAL. Dabei habe ich das Rollenspiel selber nie gelesen, sondern nur eine Art Rezension zu dem Spiel und die auch nicht einmal komplett.
The information in this game does not represent the world-views of Fatal Games, nor is extreme violence or extreme sex condoned by Fatal Games. Instead, the information is included for completeness.
Das ist unter anderem die Begründung dafür, warum es dort Regeln zu Vergewaltigungen gibt.
Vielleicht wird diese verkürzte Darstellung dem Spiel nicht gerecht. Verrückt ist es allemal.

Seht selbst.

Bist du manchmal kreativ? Erzähl uns davon.

Aber klar. Geht doch mal diesen Blog durch. Oder spielt eine Rollenspielrunde mit mir.
Würde ich es benennen müssen, würde ich es "halbkreativ" nennen. Ich nehme, was andere erdacht haben und baue es um. Auf einer gewissen Ebene glaube ich, dass alle Kreativen zu vorgehen. Und dennoch bin ich von den Ideen anderer immer wieder überwältigt, während meine Ideen meist schrecklich banal und naheliegend sind.

Was war der flachste Witz aus deiner Runde?

Da fällt mir eine frühere Champions-Runde ein. Irgendwann erwähnte der Spielleiter, dass in einem Satz (einer Aufforderung oder unschön formulierten Bitte) das Zauberwort fehlen würde. Ich (oder wir?) erwiderten "Abrakadabra" oder etwas ähnliches, was ich (wir?) daraufhin als eine Art Running Gag immer wieder in der Runde taten, wenn es um das Zauberwort ging. Vielleicht war es auch ganz anders, aber irgendwie ähnlich. Ein ganz flacher Wortwitz, der der Spielleitung auch überhaupt nicht gefiel. Wenn ich mich richtig erinnere.

Wie würden deine 5 Tavernenregeln lauten, wenn du eine Spielspelunke betreiben würdest?

Aus dem Bauch heraus:
1. Keine mitgebrachten Speisen und Getränke.
2. Wer Speisen und Getränke will, kommt zu uns an die Theke. Die Tische werden nicht bedient.
3. Wer uns zu einer Spielrunde einlädt, die uns interessiert, bekommt eine Gratisrunde Getränke für seine Runde.
4. Unterhaltet Euch in einer Lautstärke, die Ihr auch guten Gewissens von der Spielrunde am Nachbartisch erwarten könnt.
5. Bevor Ihr geht, räumt Ihr das Geschirr auf den dafür vorgesehenen Wagen, wischt den Tisch und bezahlt bei uns an der Theke.


Ein neues Stöckchen

Es muss ein neues (unter den vielen kursierenden) Stöckchen her und dazu kommen ein paar neue Fragen, die ich den Bloggern stelle. Nein, ich will sie diesmal Vloggern stellen oder solchen, die es werden könnten und hoffe auf interessante Videos zu dem Thema. Als da wären Nick-Nack, Roger Lewin und Das Reh.

Die neuen (ne... zehn) Fragen lauten:
1. Was bedeutet Musik für dich am Spieltisch?
2. (Wie) Kann dich Musik auch in der Spiel- oder Abenteuervorbereitung beeinflussen?
3. Womit beschäftigst Du Dich am meisten bei der Spiel- oder Abenteuervorbereitung?
4. Wie sieht für Dich die perfekte Atmosphäre für die total kreative Spiel- oder Abenteuervorbereitung aus?
5. Wie sieht für Dich die perfekte Atmosphäre am Spieltisch aus?
6. Welche Technik kommt an Deinem oder Eurem Spieltisch auf jeden Fall zum Einsatz?
7. Welche Technik kommt an Deinem oder Eurem Spieltisch auf keinen Fall zum Einsatz?
8. Welche Technik würdest Du gerne an Deinem oder Eurem Spieltisch einsetzen, wenn die Voraussetzungen (Platz, Geld, KnowHow, ...) dafür stimmen würden?
9. In welchem Bereich oder in welcher Facette des Rollenspielens steckt Dein größtes Talent oder KnowHow?
10. In welchem Bereich oder in welcher Facette des Rollenspiels währest du gerne besser, erfahrener oder talentierter?



2 Kommentare:

  1. Guten Vormittag,
    vielen Dank für deine Antworten! Ich gebe zu, ein paar (NAR!) hätte ich sicherlich auch selbst beantworten können, aber ist schon mal interessant - schließlich schafft das Blogstöckchen ja einen eher informellen Rahmen.
    Grüße,
    Herr Littelmann

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    1. Und die Antworten sind ja nicht nur für Dich/Euch, sondern alle interessierten Leser. ;)
      Vielen Dank für die Fragen.

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