Sonntag, 17. Mai 2015

Darf es ein bisschen weniger sein?

Morgen ist Montag und das ist mein Spieleabend. Früher gab es davon mal mehrere pro Woche, im Moment freue ich mich, dass es meistens einen gibt. Eigentlich bespielen wir eine Arcane Codex Kampagne, die gerade ins dritte Jahr geht, aber ich bekam das Spielerhandbuch von Earthdawn 4 in die Finger, las es und wollte es ausprobieren.

Oder doch lieber... ?
In Sachen klassischer Fantasy bin ich mit DSA und MERS aufgewachsen und als Earthdawn erschien war es wie eine Offenbarung. Die bisherigen Fantasy-Rollenspiele wirkten dagegen schwer und behäbig und plötzlich war da etwas, das dagegen kreativ und grenzenlos schien. Ich war lange Zeit gefesselt.

Die ersten beiden Editionen habe ich noch mitgemacht, die Veröffentlichung der dritten Edition ging an mir vorüber und als ich davon erfuhr, war Earthdawn gerade bei mir abgemeldet. Nun habe ich mich erstmal wieder anstecken lassen, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich für das Spiel wirklich Geld ausgeben würde.

Ulisses Spiele hat dieser Tage das Spielerhandbuch veröffentlicht. Es ist nicht das Grundregelwerk, sondern das Spielerhandbuch, also eine Art halbes Grundregelwerk. Oder vielleicht ein Dreiviertel-Grundregelwerk. Es umfasst etwa 320 Seiten und enthält eine Menge Zeug. Aber es fehlt auch einiges. Ich vergleiche das mit der mir vorliegenden letzten Version der 2. Edition vom Games-In Verlag.

  • Das Spielerhandbuch (SHB4) hat 322, das Grundregelwerk der 2. Edition (GRW2) hat 364 Seiten.
  • Die Einleitung mit der Hintergrundgeschichte umfasst im SHB4 etwa anderthalb Seiten, im GRW2 dagegen stolze 20 Seiten.
  • Das Kapitel über die Spielleitung fehlt natürlich im SHB4, im GRW2 umfasst es gut 20 Seiten.
  • Was im SHB4 auch fehlt sind die Kapitel über Kreaturen und Dämonen. Im GRW2 umfassen diese 30 Seiten.
  • Es fehlen im SHB4 also fast 70 Seiten, die wir vermutlich im Spielleiterhandbuch finden werden, zusammen mit weiteren Ergänzungen.
Soweit ich das verstanden habe, werden im Spielleiterhandbuch dann nicht nur diese fehlenden Kapitel, sondern größtenteils auch das enthalten sein, was zumindest in den ersten beiden Editionen im Kompendium zu finden war. Bis dahin aber (voraussichtlich Ende Q3 2015), muss eine Spielrunde mit einem halben Rollenspiel auskommen und mit sehr wenig Wissen über die Hintergrundwelt. Und das kostet in der "normalen" Ausgabe stolze € 39,95. Es ist davon auszugehen, dass das Spielleiterhandbuch etwa ähnlich viel kostet, das komplette Grundregelwerk also zusammen gut 80 Euro! Es fällt mir schwer den Mehrwert des Spielleiterhandbuches zu schätzen, wenn ich es mir eine derart hohe Summe für das komplette Grundregelwerk eines Rollenspieles aufnötigt, das ansonsten eben nur ein halbes ist. Das ist frech und unverschämt! Was für eine vermurkste Veröffentlichungspolitik bringt ein unvollständiges Rollenspiel auf den Markt, veröffentlicht den zweiten Teil erst einige Monate später und verlangt für beides dann Apothekerpreise?

Vielleicht muss man sich dann an die "grafisch stark reduzierte Softcover-Ausgabe" halten, die für etwa die Hälfte zu haben ist. Oder aber, man hält sich an die zweite Edition - da macht man auf jeden Fall nichts verkehrt.




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